Eizellspende und Embryonenspende – ein Tabu!
Eine Eizellspende scheint für viele Frauen mit Kinderwunsch oft die letzte Möglichkeit zu sein noch ein Kind zu bekommen. Besonders wenn Frauen über 40 sind und die eigenen Eizellen keine gute Qualität haben. Wenn der AMH Wert niedrig ist, sich Eizellen nicht leicht befruchten lassen, sie sich nicht gut weiterentwickeln oder nicht einnisten. Bei Frauen, die schon vieles versucht haben um schwanger zu werden, möglicherweise schon mehrere erfolglose IVF und ICSI Versuche hinter sich haben, taucht oft die Frage nach einer Eizellspende auf.
Eizellspenden sind in Deutschland derzeit verboten, doch da es viele Angebote im Ausland gibt und in Österreich eine Eizellspende legal ist, ist es nicht schwierig an entsprechende Informationen und Ärzte zu kommen.
Da ich sehr viel mit Kinderwunschpatientinnen arbeite werde ich oft mit solchen Fragen und mit der Bitte um Rat konfrontiert.
Wie schon erwähnt ist Eizellspende in Deutschland verboten, abgesehen davon, dass ich zu einer Eizellspende nicht raten darf, kann ich das auch gar nicht. Jede Frau muss diese schwere Entscheidung für sich selbst treffen. Dabei kann es helfen über bestimmte Dinge nachzudenken und sich klar darüber zu werden.
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Ein fremdes Kind austragen
Eine Eizellspende ist wie eine Adoption, nur dass man das Kind selbst austrägt. Hier könnte man meinen, dass es für Frauen, die eine Eizellspende bekommen ein Problem darstellt, doch das ist überhaupt nicht der Fall. Das Kind hat zwar fremde Gene, doch dadurch, dass es die Frau selbst austrägt, nimmt sie es an. Es sind zwar andere Gene, aber sie nährt es mit Ihrem Blut und Ihrer Energie. Durch die Schwangerschaft entsteht eine enge emotionale Bindung. Dagegen ist eine Spermaspende, sowohl für Frauen als auch für Männer viel schwieriger zu akzeptieren.
In meiner langjährigen Arbeit mit Kinderwunschpatientinnen habe ich es nur wenige Male erlebt, dass sich ein paar für Fremdsperma entschieden hat. Wenn die Spermienqualität sehr schlecht ist entscheiden sich Paare oft für eine IVF oder eine ICSI. Diese stellt für die Frauen eine sehr hohe körperliche, emotionale und finanzielle Belastung dar. Eine Spermaspende für eine Insemination wäre eine einfachere, kostengünstigere und gesündere Lösung, um ein Kind zu bekommen. Trotzdem kommt das meist weder für die Frauen noch für die Männer in Betracht. Das ist eine interessante Beobachtung und wert darüber nachzudenken warum das so ist.
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Die Möglichkeit einer Eizellspenden – ein Trost!
Eizellspenden sind für viele Frauen oft die letzte Möglichkeit ein Kind zu bekommen. Viele versuchen es noch einige Male mit den eigenen Eizellen. Die Tatsache, dass es noch diese letzte Möglichkeit gibt, hilft Ihnen weniger frustriert zu sein. Selbst Frauen, die weit über 40 zig sind und kurz vor dem Wechsel stehen haben noch Chancen mit einer Eizellspende schwanger zu werden. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass die Schwangerschaft in diesen Fällen meist kein Spaziergang ist. Bei Frauen, die nicht schwanger werden können und eh schon älter sind verlaufen Schwangerschaften meist beschwerlicher. Erstaunlich finde ich, welche Kraft diese Frauen aufbringen und welche Strapazen sie klaglos auf sich nehmen, nur um ein Kind zu bekommen.
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Spermaspenden in Deutschland erlaubt, Eizellspenden dagegen nicht
Das wird von vielen Frauen oft als ungerecht, ja sogar diskriminierend empfunden. Hier gebe ich zu bedenken, dass Sperma sehr leicht zu bekommen ist und dem Spermaspender nicht schadet. Eizellen sind dagegen sehr schwer zu bekommen. Eizellspenderinnen müssen mit einer sehr hohen Hormondosis stimuliert werden damit sie entsprechend viele Eizellen produzieren. Die langfristigen Folgen bis hin zur Unfruchtbarkeit sind meines Wissens nicht richtig erforscht. Meist handelt es sich dabei um Studentinnen oder Frauen in schlechter wirtschaftlicher Lage, die sich ein paar Euro dazuverdienen wollen. Ob sie sich des Risikos und der möglichen Folgen wirklich bewusst sind ist fraglich.
Eizellenempfängerinnen machen sich wenig Gedanken über die Spenderinnen. Dabei wird völlig übersehen, dass es sich hierbei um ein menschliches Wesen handelt und nicht um eine Eizellproduktionsmaschine, die gefälligst gute und viele Eizellen zu produzieren hat. An diesem Punkt bin ich oft über die mangelnde Wertschätzung der Spenderin gegenüber sehr überrascht. Es wird bezahlt und deshalb soll entsprechend geliefert werden, alles andere wird nicht selten ausgeblendet.
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Das Kind wird niemals die Möglichkeit haben zu erfahren wer die biologische Mutter ist
Das ist ein Punkt, der sehr schwierig ist. Bei Spermaspendern ist das anders, hier haben Kinder die Möglichkeit den biologischen Vater in Erfahrung zu bringen. Das bedeutet, dass man sich frühzeitig entscheiden sollte wie man damit umgeht möchte. Es stellt sich die Frage ob man dem Kind sagen möchte, dass es eine andere biologische Mutter hat, es aber niemals erfahren kann wer sie ist, oder ob man es komplett verschweigt und hofft, dass es niemals herauskommt. Man muss sich völlig im Klaren darüber sein, dass es keine optimale Lösung dafür gibt, da der Gesetzgeber leider vieles offen gelassen hat. Die Gesetzgebung hinkt in vielen Punkten der Reproduktionsmedizin noch weit hinterher. Zum Leidwesen vieler Kinderwunschpaare und alleinstehender Frauen mit Kinderwunsch.
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Eizellspende eine große Hürde
Mal ganz abgesehen von der rechtlichen Situation in Deutschland, ist der Weg der Eizellspende eine große Entscheidung. Wenn Sie vor dieser Entscheidung stehen und das für Sie der letzte Ausweg scheint, dann halten Sie kurz inne. Wenn es partout nicht klappen will mit dem schwanger werden gehen sie noch einmal tief in sich und prüfen Sie was es mit dem tiefen Kinderwunsch auf sich hat. Je länger sich der Kinderwunsch nicht erfüllt umso fixierter werden die meisten Frauen. Sie manövrieren sich in eine Sackgasse, sie sind zu fast allem bereit und vergessen wer sie wirklich sind.
Hier lohnt es sich tief durchzuatmen und sich zu trauen, das Thema genauer zu beleuchten um etwas lockerer zu werden. Ich weiß, dass das für die meisten Frauen schwierig ist, weil offensichtlich ein tiefer Glaube besteht, dass wenn sie lockerer werden, der Kinderwunsch nicht mehr so dringlich ist und dann verloren geht. Wenn der Kinderwunsch verloren geht, dann werden sie niemals schwanger. Das scheint eine tiefe, unbewusste Überzeugung zu sein. Gleichzeitig hört man immer wieder Geschichten von Frauen, die den Kinderwunsch aufgegeben haben und schwanger geworden sind. Eine verrückte und paradoxe Situation. Eine innere Sackgasse!
Wenn Sie schon viel getan haben und sich der Kinderwunsch noch nicht erfüllt hat, dann empfehle ich, bevor Sie weitere Schritte unternehmen: Halten Sie inne und schauen Sie genauer hin. Gehen Sie tief in sich! Was treibt Sie an? Was steckt hinter dem dringenden Kinderwunsch?
Beratung und psychische Begleitung bei Kinderwunsch
Embryonenspende – eine gute Alternative!
Eine Embryonenspende ist die Adoption einer befruchteten Eizelle. Sowohl Eizelle als auch Sperma sind fremd.
Es gibt wenige Paaren, die eine Embryonenspende in Erwägung ziehen. Es scheint auch nicht wirklich bekannt zu sein, dass eine Embryonenspende in Deutschland völlig legal ist, sofern es sich um übrig gebliebene Embryonen handelt und diese nicht extra gewonnen werden.
Paare, die mithilfe von IVF oder ICSI Kinder bekommen haben und noch kryokonservierte befruchtete Eizellen übrighaben, können sich entscheiden diese vernichten zu lassen, oder sie für andere Paare freizugeben.
Leider entscheiden sich viele Paare, die befruchteten Eizellen lieber zu vernichten, als sie freizugeben. Sie möchten nicht, dass ihr Kind bei Fremden aufwächst. So lautet oft die Argumentation.
Es gibt jedoch Paare, die damit kein Problem haben und es ihnen lieber ist, wenn „ihr Kind“ eine Chance hat zu leben und sie darüber hinaus einem anderen Paar helfen können ihren Kinderwunsch zu erfüllen.
Fragen Sie in Ihrem Kinderwunschzentrum nach einer Embryonenspende! Wenn Sie übrige befruchtete Eizellen haben, dann überlegen Sie diese frei zu geben.
Warum ist es besser befruchtete Eizellen zu vernichten, anstatt einem Kind zum Leben zu verhelfen und einem anderen Paar den Kinderwunsch zu erfüllen?
Was macht Gene zu Ihren Genen? Wem gehören Ihre Gene? Ihnen? Ihren Vorfahren? Ihren Vorvorfahren?
Die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin werfen viele moralische und ethische Fragen auf. Es wird immer dringender sich mit existentiellen Fragen des Menschseins auseinanderzusetzen. Ein unerfüllter Kinderwunsch ist quasi die Aufforderung dazu.
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